Guter Grund
Österreich
Eine neue Initiative für den Schutz planetarer Grenzen, starke solidarische Gemeinschaften und unversiegelte Böden in Hand von Bäuerinnen und Bauern.
WO IST GUTER GRUND AKTIV?
Wir sind über ganz Österreich verteilt. In manchen Regionen (Wien, Kärnten, Linz, Innsbruck, Graz) gibt es lokale Ortsgruppen, die vor Ort gemeinsame Treffen organisieren.
In anderen Regionen sind einzelne Menschen aktiv. Sind genügend Menschen an einem Ort, können sie gemeinsam eine neue Ortsgruppe gründen.
Außerdem ist unsere Schwesterorganisation Guter Grund Deutschland in Deutschland aktiv.
DAS PROBLEM
Land der Äcker?
2,5 Hektar ist das Ziel des täglichen Bodenverbrauchs, auf das sich die Österreichische Bundesregierung im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie 2002 verständigt hat. Faktum ist aber, dass wir in Österreich in den letzten 20 Jahren jeden Tag durchschnittlich 20 Hektar Äcker und Wiesen (das sind 30 Fußballfelder) zubetoniert haben.
Bodenversiegelung heißt für uns alle
Laut einer AGES-Studie (2018) kann bei den meisten bedeutenden Feldfrüchten (Getreide, Mais, Kartoffeln) nach 2030 keine Eigenversorgung mehr gewährleistet werden, da die Hauptanbaugebiete bis zu 50 % der Produktion einbüßen.
Bodenversiegelung beschleunigt die Klimakatastrophe, denn der Boden fehlt als Wasser- und CO₂-Speicher.
Es kommt zu mehr Naturkatastrophen mit heftigeren Folgen: Überschwemmungs- und Hochwasserschäden sowie Dürreperioden nehmen dramatisch zu.
Versiegelte Flächen bedeuten auch weniger Raum für uns Menschen, um zur Ruhe zu kommen. Wiesen, Wälder und Felder sind Orte, an denen wir durchatmen, Kraft tanken und Natur erleben können. Wenn sie Beton und Asphalt weichen, verlieren wir Stück für Stück unsere Verbindung zur Natur – und damit auch ein Stück Lebensqualität.
„Ich bin aufs Land gezogen, weil ich die Ruhe und Natur gesucht habe, zu erfahren, dass direkt neben meinem Haus eine Schottergrube entstehen soll, hat mich sofort alarmiert.“ (Betroffene)
Wenn wir immer mehr zubetonieren, verschwindet der Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Wo früher Wiesen, Felder und Wälder waren, liegt jetzt Beton – dort kann nichts mehr wachsen oder leben. So verlieren viele Arten ihr Zuhause und finden keine Nahrung mehr.
„Mit jedem Quadratmeter Asphalt heizen wir das Artensterben weiter an.“ – WWF Österreich, Bodenreport 2024
Bodenversiegelung bedeutet also nicht nur, dass der Boden dicht wird – sondern dass das Leben darunter erstickt.
Fruchtbarer Boden ist die Grundlage für Landwirtschaft – und damit für viele Berufe, die davon leben. Durch den Verlust wertvoller Flächen riskieren wir rund 500.000 nachhaltige Arbeitsplätze entlang der agrarischen Wertschöpfungskette – von Landwirt:innen über Verarbeiter:innen bis hin zu regionalen Betrieben.
Umweltbundesamt Österreich: „Boden ist nicht vermehrbar – was einmal versiegelt ist, geht als Lebens- und Wirtschaftsgrundlage verloren.“
Quelle: Umweltbundesamt – Flächeninanspruchnahme
Durch die Bodenversiegelung kommt es auch zu einem Verlust von Wertschöpfung. Durch die wirtschaftliche Verflechtung der Landwirtschaft mit den anderen Wirtschaftssektoren diffundieren die Verluste in die gesamte Wirtschaft. Laut einer Studie der Johannes Kepler Universität Linz summieren sich in nur zehn Jahren die Verluste an Wertschöpfung auf 216,0 Millionen Euro.
Jährlich verbauen wir das Brotgetreide für das Burgenland. Das entspricht dem Bedarf von 300.000 Einwohner:innen.
Lösungsansätze
• Rasche Erarbeitung der von der Bundesregierung avisierten Bodenschutzstrategie
• Zielwerte für maximale Flächennutzung in den Raumplanungsgesetzen der Bundesländer
• Gesetzlicher Schutz wertvoller Agrarflächen vor Verbauung durch Photovoltaik (Photovoltaik JA, aber auf toter Infrastruktur wie Dächern)
• Ausbau des öffentlichen Verkehrs, da dieser weniger Fläche in Anspruch nimmt
• Monetäre Anreizsysteme für die Revitalisierung leerstehender Immobilien
• Österreichweite Leerstands-Datenbank und Einführung einer Leerstandsabgabe
• Vermehrtes Bauen in die Höhe und in die Tiefe, um weniger Boden zu verbrauchen.
• Kommunalsteuer auf Bundesebene organisiert und im Wege des Finanzausgleichs nach Umweltkriterien an die Gemeinden verteilt.
• Neues Wirtschaftsdenken: Berücksichtigung des Naturkapitals Boden in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
• Mehr direkte Demokratie durch Volksbefragungen bei Bauprojekten.
• Innenentwicklung vor Außenentwicklung: Baulandwidmungen nur noch dann genehmigen, wenn die betreffende Gemeinde nachweisen kann, dass keine angemessenen Innenentwicklungspotentiale und Leerstände verfügbar sind.
Böden können wieder aufgebaut und gestärkt werden – auch wenn es ein langsamer und mühevoller Prozess ist. Landwirtinnen, Landwirte und die Natur verfügen über die richtigen Werkzeuge und Methoden, um den Boden langfristig zu regenerieren.
Gesunde Böden speichern Wasser besser, fördern die Artenvielfalt und wirken damit präventiv gegen Hochwasser und Dürren.
Damit Landwirt:innen diesen Weg gehen können, braucht es klare politische Rahmenbedingungen und gezielte Anreizsysteme. Nur so können sie bodenschonend wirtschaften und gleichzeitig wirtschaftlich überleben.
Gute bodenschonende Methoden umfassen zum Beispiel:
• Humusaufbau durch Kompost, Gründüngung oder organische Düngung
• Fruchtfolgen und Zwischenfrüchte, die Nährstoffe im Boden halten
• Minimalbodenbearbeitung statt Tiefumbruch
• Agroforstsysteme und Hecken für Erosionsschutz
• Regenerative Weidewirtschaft, die den Boden stabilisiert
Mit diesen Maßnahmen können Böden langfristig widerstandsfähiger werden, das Klima puffern und die Landwirtschaft zukunftssicher gestalten.
ZIELE
Was Guter Grund bewirken möchte
Kurzfristig
Bürgerinitiativen untereinander vernetzen und so gegenseitige Unterstützung ermöglichen.
Mittelfristig
Mit einer ersten Bürgerinitiative vor Ort zusammenarbeiten und gemeinsam mittels Basisorganisierung die Mehrheit der Menschen vor Ort hinter dem Anliegen versammeln.
Langfristig
An mehreren Orten Bürgerinitiativen vor Ort stärken. Gemeinsame bundesweit koordinierte Aktionen für gerechte und ökologische Rahmenbedingungen im Bereich Bodennutzung, Bodenschutz und Landwirtschaft.
STRATEGIE
Wir setzten auf eine Strategie die lokal beginnt aber bundesweit ihre Wirkung entfaltet. Dabei bauen wir auf Erfahrungswerte anderer erfolgreicher Bewegungen auf.
Wir bauen Beziehungen auf, führen gemeinsam mit Betroffenen Haustürgespräche mit ihren Nachbarinnen, wir stärken lokale Strukturen.
Wir organisieren bundesweit Aktionen, machen durch Medienarbeit Dinge sichtbar, organisisieren Proteste um gezielt Druck aufzubauen und gemeinschaftliche Stärke sichtbar zu machen.
Wir organisieren Austauschformate zwischen ähnlichen Bürgerinitiativen, zwischen Landwirtinnen und Bevölkerung. Wir setzen auf lokale Begegnung, z. B. bei Hofeinsätzen und Bildungsangeboten, und kombinieren das mit kreativen Strategien und auch digitalen Tools.
Wir erschließen neue Regionen, neues Organizing, und bauen stetig auf.
Wir bringen die Konflikte auf die nationale Bühne – mit gemeinsamer Stimme und konkreten Forderungen.
METHODEN
Basisorganisierung
Mit deiner Hilfe organisieren wir gemeinsam Menschen in betroffenen Regionen durch tiefes Community Organizing: Haustürgespräche, Vertrauensaufbau, Strategieentwicklung – gemeinsam mit den Menschen vor Ort. Wir vernetzen lokale Konflikte – und machen ihre Stimmen bundesweit hörbar.
Vernetzung
Mit deiner Unterstützung bringen wir Landwirtschaft und engagierte Städter an einen Tisch – nicht gegeneinander, sondern miteinander. Bei den Hofeinsätzen bringen wir Menschen buchstäblich aufs Feld. Hier begegnen sich Menschen aus Stadt und Land, aus Landwirtschaft und Engagement – nicht am Redetisch, sondern beim gemeinsamen Arbeiten, Zuhören und Debattieren.
Aktionen
Friedliche gemeinsame Aktionen zeigen auf, wie viele Menschen bundesweit von Bodenversiegelung massiv beeinträchtigt sind. Gemeinsam fordern wir so konkrete Verbesserungen lokal aber auch bundesweit. Denn: es ist unser aller guter Grund und wir verteidigen ihn gemeinsam!